2.4. Ein neuer Anfang: Die Öffnung unserer Herzen

 

 

 

Wenn wir, Erwachsene, unsere Herzen öffnen, dann werden wir fortsetzen oder neu beginnen, was Jesus offenbart hat. Das bekräftigt und aktualisiert er sozusagen für unsere Zeit im Tagebuch der Liebesflamme. Ein Junge, der zu seinem Glauben zurückgefunden hat, sagte: „Wie viele von uns würden sich freuen, wenn jemand uns erklären würde, wie der Neuanfang für uns zur Wirklichkeit werden könnte.“

 

 

 

Die Bibel zeigt uns in alltäglichen Geschichten dieses erneuerte Leben. Sie tut es manchmal durch nicht gerade beispielhafte Situationen: Maria Magdalena eilt ins Haus des Pharisäers Simon und wirft sich Jesu vor die Füße, der dort Gast ist. Sie huldigt ihn, obwohl sie in Sünden lebt. Wegen ihrer Sünden fühlt sie sich aber nirgendwo wohl. Sie sehnt sich nach dem Gerechten und Wahren, nach Frieden. Sie, die in Sünden lebt, sehnt sich nach einer Beziehung mit Gott und mit den Menschen. Jesus allein versteht diesen Wunsch nach der wahren Quelle und den dazu gehörenden Wunsch nach Reinheit. Die Pharisäer, die das Gesetz einhalten, kommen nicht soweit, sie sehen nicht in die Herzen. Im Bann ihrer Macht, Hochmut und Überheblichkeit bleiben sie Jesus und den sich bekehrenden Sündern fern. Sie verstehen weder den Kummer noch das Erbarmen.

 

 

 

Im Kummer und im Weinen ist Jesus wieder zu finden!

 

 

 

Magdalena weinte wegen ihrer Sünden, und während des Weinens gab sie immer mehr dem unbekannten Gefühl nach, welches ihre Seele berührte. Sie sehnte sich nach Reinheit, die sie von Jesus bekam. Sie beruhigte sich, doch das bedeutete noch nicht, dass sie über ihren Schatten springen konnte. Sie bekam ein noch größeres Geschenk, als sie erhoffen konnte. Sie bekam ihre Keuschheit zurück, quasi ihre ursprüngliche Tugend, das Geschenk der Vergebung ihrer Sünden. Aber nicht so, als ob alles was war nicht gewesen wäre. Jesus vergibt ihr - und uns allen so, dass wir, so wie Magdalena, unseren Anschluss an Gott und zu den Menschen zurückbekommen. Ihre Heilung wurde vollbracht, als sie auf die Ereignisse bereits mit Dankbarkeit und mit Einsicht zurückblicken konnte. Sie folgte daraufhin ihrem Meister nach, sie war sogar die Erste, die die Auferstehung Jesu bezeugte - als ´Neugeschaffene´.

 

 

 

2.5. Entfaltung: Wenn wir beginnen, die Dinge anders zu sehen

 

 

 

Jesus zeigt uns, dass das Missverständnis der Wahrheit, oder das Scheitern der menschlichen Beziehungen keine Zufälle sind. Wir allein sind dafür verantwortlich: „Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein…Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.“ (Mark. 7, 15.21-22).

 

 

 

Hierzu einige Beispiele: Jesus heilt einmal zehn Leprakranke. Der zehnte geheilte Kranke kommt zurück, fällt auf die Knie und bedankt sich bei Jesus. Er aber fragt ihn: „Wo bleiben die neun anderen?“ … geh, dein Glaube hat dich geheilt“. Hier wird die angenommene und erwiderte Beziehung zu Jesus sichtbar, weil der Geheilte seinen Weg nicht mehr allein sondern mit Gott und in Gott gehen will. Die Worte Jesu stimmen somit mit denen im Tagebuch der Liebesflamme überein: „Meine Tochter, was der Magnet einmal an sich zieht, das lässt er nicht mehr locker, denn das würde den Gesetzen der Natur widersprechen. Auch ich lasse dich nicht mehr locker, und niemanden, denn das würde der Zärtlichkeit meines göttlichen Herzens widersprechen. Ich habe dich angenommen und in mein Herz geschlossen, und durch die Nahrung meiner Gnadenfülle biete ich dir die ständige Liebe meines Herzens an.“(III/179. - 3.8.1964). Das ständige Vertrauen ermutigt einen: „Ich soll meine Schwierigkeiten auch weiterhin offen aufdecken, dann kann der Teufel mit seinen Versuchungen bei mir nichts ausrichten.“ (III/181. - 11.8.1964).

 

 

 

Der geheilte Leprakranke geht nicht aufgrund der Vorschriften zu Jesus zurück. (Laut Vorschrift mussten sich die Geheilten nach einer gewissen Zeit der Quarantäne den Priestern zeigen, um für geheilt erklärt zu werden). Jener Leprakranke fällt ohne Befehl, aus einer Regung des Herzens heraus, vor Jesus in die Knie und folgt ihm – wie der Hochzeitszug dem Bräutigam bzw. das Volk seinem Erlöser folgt. Eine andere Geschichte in der Bibel ähnelt dieser Geschichte: Ein blind Geborener warf sich nach seiner Heilung vor Jesus nieder. (Joh.9.). Die Pharisäer waren darüber entsetzt – d.h. sie werfen sich auch im Falle eines Wunders nicht nieder, deshalb sagt Jesus zu ihnen: „Um zu richten bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen, darum bleibt eure Sünde.“ (Joh.9.39). Die Menschen, die nur die Vorschriften der Religion einhalten, sehen das Wesentliche nicht: Den Glauben, der den geheilten Blinden dazu veranlasst hat, sich vor Jesus niederzuwerfen.

 

 

 

Ein Zitat aus dem Tagebuch der Liebesflamme: Die Heilige Jungfrau begann klagend und flehend: „ Du bist auch eine Mutter. Ich teile mit dir mein unermessliches Leid. Überlege…wenn deine sechs Kinder verdammt würden, welch ein Schmerz wäre das für dich! Und ich ? Oh, meine Qual, ich muss zusehen, wie viele meiner Kinder in die Hölle stürzen! Hilf, hilf mein Kind!“ (II/50.- 8.1.1963).

 

 

 

2.6. Die Gabe der Unterscheidung: Das Geschenk, die Wahrheit erkennen zu können

 

 

 

Die Unterscheidung der Geister entscheidet sich in den praktischen, persönlichen Gebeten. Darin, wozu wir bei unseren inneren Trieben, Wahrnehmungen, Gefühlen und Sehnsüchten ja oder nein sagen. Nehmen wir ein Beispiel: Die Frage wurde gestellt, woher Jesus seine Macht nimmt. Er antwortete darauf: „Auch ich frage euch, antwortet! Woher kam die Lehre von Johannes, von Gott oder von den Menschen?“ Jesus als Gott fragt, ER, der selbst der Gesetzgeber ist, ER der keine Sünden hat, irrt nicht, ER, der alle Gesetze des Universums schuf. Sie müssten IHN sozusagen als Schöpfer des Universums erkennen. Die Anführer seines Volkes, die Schriftgelehrten müssten es am besten wissen. Johannes der Täufer erkannte, dass seine Berufung von IHM stammt und so bezeugt er den Erlöser. Hier müssten die Pharisäer und die Schriftgelehrten die Wahrheit des Täufers und des Erlösers erkennen und dazu stehen. Sie geben aber eine ausweichende Antwort. Den Moment der Entscheidung schieben sie auf.

 

 

 

Hier stellt sich heraus, dass sie eigentlich keine persönliche Beziehung zu Gott haben. Sie versuchen Jesus ins System ihrer Lehren einzuordnen, doch sie tun es nicht aus ihrem Herzen heraus, nicht aus innerer persönlicher Überzeugung. Deshalb lästern sie und bohren mit ihren Fragen nach. Zweifelsohne tragen sie seitens Rom, des Kaisers des Römischen Reiches und auch seitens Herodes eine schwere Last. Sie selbst erwarten den Messias, doch das tun sie mit eigenartigen Bedingungen, mit menschlichen Wünschen.

 

 

 

Jesus ist anders als sie. Sie sind empört, weil Jesus arm ist, mit den Sündern spricht, weil er von der Universalität der Barmherzigkeit und Nächstenliebe predigt und weil das erste Gebot von ganzem Herzen befolgt werden soll. Später nehmen sie Anstoß an Jesus´ Schrei der Verlassenheit am Kreuz, an der Kreuzigung, welche sie selbst organisiert haben. Die Anschuldigungen bei Jesus´ Verurteilung sprechen geradezu gegen die Gerechtigkeit, gegen das Gewissen und gegen ihre Berufung als Tempeldiener. Das Risiko, ihr Seelenheil zu verlieren ist groß.

 

 

 

Die Kriterien für die Annahme oder Ablehnung der Liebesflamme sind ähnlich. Die Erkenntnis der Liebesflamme kann mit einer Gnade einhergehen, ähnlich wie es bei Petrus‘ Glaubensbekenntnis geschehen ist: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ – sagt der Apostel. Jesus unterscheidet aber ganz offen: „Petrus, nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Es gibt also auch in unserem Alltag eine Gnadenerkennung.

 

 

 

Die Ablehnung der Liebesflamme können wir mit einer anderen Äußerung von Petrus vergleichen. Als Jesus seine baldigen Leiden ankündigt, protestiert Petrus: „Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen!“ Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mat. 16.23). Auch als Jesus seine Heimatstadt Nazareth besucht, wird er mit den menschlichen Entscheidungen und Zweiflern konfrontiert: „Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben.” (Mk. 6.5.).

 

 

 

Von der Hinrichtung des Johannes des Täufers sagt Jesus: „Sie behandelten ihn nach Lust und Laune”. Wie? Nach menschlichen, unkontrollierten Emotionen. Man kann also feststellen: Nicht alle menschlichen Äußerungen passieren in Gottes Namen, auch nicht, wenn wir unsere Meinung über die Liebesflamme sagen. Die wahre Erkenntnis beinhaltet zugleich eine ernste Verantwortung.

 

 

 

Das Tagebuch der Liebesflamme drückt sich klar aus: „Dein ganzes Leben bestehe aus der Sehnsucht nach der Teilnahme an meinem Erlösungswerk” (I/60. – 3.-11. 5.1962).

 

 

 

Die Einladung geht von Jesus aus, die Annahme ist eine menschliche Fortsetzung seiner Gnade.

 

 

 

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.” (Mt.11.25) – sagt Jesus. Wir finden im Tagebuch sozusagen eine Fortsetzung: „Schließe diese neue Gnade in der Tiefe deines Herzens ein. Das ist ein besonderes Geschenk Gottes. Er ehrt dich, kleine Seele. Gibt es etwas Erhabeneres für dich als dies? Lerne von mir! Du bist klein und elend, darum habe ich dich erwählt.(I/63. – 3.-11.5.1962).