DOMONKOS MÉSZÁROS OP

 

LIEBEND LIEBEN – ICH LIEBE, WEIL ICH GELIEBT WERDE

 

Lernen aus dem Tagebuch Liebesflamme

 

 

 

Erschienen zu Missionszwecken, ausschließlich erhältlich gegen freiwillige Spenden. Wir bitten um Weiterempfehlung der „Liebesflamme”.

 

 

 

 

 

WIDMUNG

 

Die Bewegung „Liebesflamme”, die von Ungarn ausgegangen ist, ist mittlerweile in 70 Ländern der Welt bekannt. In den vergangenen fünfzig Jahren änderte „die Liebesflamme der Jungfrau Maria“ das Leben von Millionen Menschen, indem sie diese für unseren Herrgott gewann.

 

Die Liebesflamme ist ein Gnadengeschenk, eine Art Rettung, das Gott den Menschen, die in Sünden, in Dunkelheit leben, erteilt.

 

Wenn Jesus – oder wie wir es heutzutage oft erleben – die Heilige Jungfrau Maria uns durch Offenbarungen ansprechen, ist das immer die Konkretisierung der göttlichen Botschaften, deren Erläuterung, die uns in der gegebenen Zeit einen Anlass für die richtige Ausübung des katholischen Glaubens gibt. Diese Offenbarungen fügen zu den Wahrheiten der Heiligen Schrift oder den Heiligen Traditionen nichts hinzu, sie zeigen uns den Weg und helfen dabei, die Lehren des Evangeliums in der Gemeinschaft der Christen zum Leben zu erwecken und zu praktizieren.

 

Die Liebesflamme hilft uns, den richtigen Weg zu finden.

 

Gottes Gnade ist ein Gratisgeschenk unseres Herrn, die unserem Heil dient, wodurch Gottes Gnade und Liebe uns gegenüber geäußert wird. Diese Gnade wird nie danach ermessen, wie weit wir sie verdient haben. Deshalb stellen wir uns Gottes Gnade oft so vor, als ob wir vor dem lieben Gott wie Totgeweihte stehen, doch ER verurteilt uns nicht, im Gegenteil, ER begnadigt uns.

 

Gnade“ bedeutet aber in den traditionellen Sprachen der Bibel viel mehr. Im Mittelalter beschrieb das hebräische Wort „Gnade“ die Familien- und Stammesbindungen. Das Wort bedeutete, dass jemand treu ist und mit ihm in der Familie immer zu rechnen ist. Auf Grund dieser Bedeutung sagt die Bibel, dass Gott uns treu ist, d.h. ER ist gnädig.

 

Das andere hebräische Wort für den Ausdruck der Gnade bedeutet Wahrheit, Zuverlässigkeit. Interessanterweise verbindet man dieses Wort auch mit der Mutter. Es drückt die Bewegung aus, wie die Mutter ihr Kind in den Armen hält. Demnach ist festzustellen, dass die Grundworte des Alten Testaments, die als Gnade übersetzt worden sind, auf die familiären Liebesbeziehungen hindeuten, und die Verfasser dieser Werke mit diesen Worten Gottes Gnade ausdrücken.

 

Die Offenbarungen unserer Zeit sprechen oft über drohende Strafen, die die Menschheit auch verdient hat. Wenn wir aber an die Wirkung der Liebesflamme denken, sollten wir uns nicht den strafenden Gott vorstellen, sondern jenes familiäre Liebesnetz, mit dem uns unser himmlischer Vater umgibt. Wir sollten uns das Bild der Heiligen Jungfrau Maria vorstellen, die vom Engel mit „ voll der Gnade“ angesprochen wurde und die uns durch das Geschenk der Liebesflamme wahrlich in ihren Armen hält, wie es die Mutter mit ihrem Kind tut.

 

Ich würde mir wünschen, dass viele in unserer öden, vereinsamten und in der Dunkelheit versunkenen Welt diese Mutterliebe erfahren.

 

Ich bin sicher, dass uns die Gedanken vom Pater Domonkos Mészáros helfen werden, das Glück zu finden, Jesus Christus, der selbst das Leben, die Liebesflamme ist und der uns immerfort zu einem Treffen mit Ihm einlädt, uns erwartet, damit wir uns mit Ihm in der Heiligkeit der Liebe, in der Eucharistie vereinen.

 

Budapest, 1. Januar 2016 am Fest der Gottesmutter Győző Kindelmann

 

(Internationaler Koordinator der Bewegung Liebesflamme)

 

 

 

EINLEITUNG

 

Warum ist Weihnachten immer noch ein bedeutendes Fest? Weil es das Fest der Liebe ist. Ein jeder wünscht sich, geliebt zu werden. Diese Liebe brachte uns ER selbst, der Schöpfer des Universums. Daher betrachten wir im ersten Teil des Buches: liebend sein. Die Liebe soll man erwidern, d.h. man muss Liebe geben. Doch wie viele Hindernisse liegen im Weg eines liebenden Lächelns! Ist es ehrlich, oberflächlich, andauernd? Oder ist ein Lächeln nur eine Fassade, die abbröckelt? Blumen die verwelken?

 

Man muss lernen, die Liebe zu erwidern und weiterzugeben. Sie selbst bringt uns das bei und startet an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten immer neue Versuche.

 

Maria nahm die Liebe mit ihrem „Ja“ völlig auf und das tat sie auch im Namen der Menschheit. Sie war glücklich, aber ihr Leben wurde ein Opfer, genauso wie das ihres Sohnes. Sie ergreift aber immer wieder die Initiative und wartet auf unsere Antwort.

 

Am 6. Juni 2009 nahm ich in Kispest an der Heiligen Messe teil, an dem Kardinal Péter Erdő seine Genehmigung für die Bewegung der Liebesflamme erteilte. Die Gläubigen applaudierten und waren zu Tränen gerührt. Der Kardinal kannte bereits das Tagebuch der Liebesflamme aus Székesfehérvár/Stuhlweißenburg, als er dort Weihbischof war. Er spricht in seinen Predigten über die Jungfrau Maria immer mit Ehrfurcht.

 

Seine Freude ist nun auch unsere Freude!

 

Welch großes Geschenk ist es, dass der Enkel von Frau Elisabeth, Győző Kindelmann, unter uns ist. Einerseits, weil er sich erinnert, wie er im Familienkreis die Wirkung der Liebesflamme erlebt hat, und so unsere Wortmeldungen und Erfahrungen damit gut einschätzen kann. Dabei entdeckt er auch immer wieder die Wirkung der Liebesflamme neu, die Gnade, die er bei verschiedenen Veranstaltungen zu spüren bekommt. Andererseits wurde er bei dem Internationalen Treffen der Liebesflamme in Kolumbien zum Internationalen Koordinator gewählt, was nun eine historische Bedeutung hat.

 

Darüber hinaus war höchstwahrscheinlich die Freude von Pater Gábor Róna SJ am größten, denn er ist der bis heute größte Apostel der Verbreitung der Liebesflamme in Ecuator, Chile, Brasilien, Mexiko und in den anderen Süd- und Nordamerikanischen Ländern.

 

Das ausgezeichnete Werk von Pater Dr. Zoltán Kovács -„A Szeretetláng Lelki Napló Teológiai Cenzorának Értékelése“ – das 2009 bei „Magyar Sion“ erschienen ist und als Anhang in der textkritischen Ausgabe des Tagesbuches der Liebesflamme – welches im Verlag Szent István Társulat, 2010 herausgegeben wurde-, besiegte meine Bedenken der Liebesflamme gegenüber. Das Durchlesen des Buches war für mich ein geistiges und seelisches Erlebnis. Deshalb beschloss ich: „Ich muss die Sache Liebesflamme unterstützen.“ Dadurch wollte ich selbstverständlich nicht das Buch auszeichnen, da die Welt ja nicht um mich kreist. Diesen Entschluss brauchte ich zur Vervollständigung meiner Berufung. Schade, dass ich die Liebesflamme erst spät, in meinen fünfziger Jahren kennenlernen durfte.

 

Eigentlich ging es aber Frau Elisabeth, die die Offenbarungen der Liebesflamme erhalten hatte, auch so:

 

Mein Gott, wie lange hast du schon auf mich gewartet und wie viele Anstöße von dir habe ich schon während meines Lebens vergeudet? Wie viele haben auf die Liebe von mir gewartet, die nicht mir gehört, sondern Dir. Ich bin materialistisch eingestellt und halte den seelischen Ausdruck der Liebe von mir und von anderen fern. Wie viele habe ich schon dadurch verletzt oder nahm ihnen Gott in seinem Namen. Doch lange kann ich nicht trauern, denn dadurch versäume ich die Momente, meine Aufmerksamkeit auf den Herrn zu lenken, Ihm zu dienen und dies weiterzugeben.“

 

Ich hatte Angst vor dem Fasten. Werde ich es gesundheitlich durchhalten können? Was sagen meine Mitbrüder dazu? Erlaubnis zum 12 Wochen langen Fasten, jeweils donnerstags und freitags, bat ich und bekam ich vom meinem Vorgesetzten Prior Rajmund. An diesen Tagen nahm ich nur Brot und Wasser zu mir. Seine Bedingung war aber, damit aufhören, sobald mir das Fasten gesundheitlich schadet. Anfangs war mein Bangen stärker als die Angewöhnung zum Fasten. Die dazugehörige Anbetung des Sakraments – je 4 Stunden am Tag – ist mir mehr oder weniger nebst Pflichtdienst gelungen, mein Wille war da. Ich muss zugeben, dadurch erlebte ich wieder die Freude und das Licht zur Zeit meiner Priesterweihe. Es hat mich zutiefst berührt.

 

Wenn ich das Tagebuch hervorgeholt hatte, las ich meistens etwas Aktuelles meine Person betreffend. Die Worte waren einfach, weise, unwiderlegbar.

 

Ich war durch diese neuen Erkenntnisse glücklich.

 

Es ist verblüffend, dass mich der liebe Gott selbst vor Eile schützt, damit ich nicht etwas Unüberlegtes, Unüberdachtes weitergeben kann. Ich muss immer erst fragen: „Was sagst du dazu, mein Herr?“ und „Was muss ich tun, mein Herr?“ Ähnlich muss man vorgehen, wenn man die Liebesflamme weitergeben will. Man muss auf die Menschen zugehen, sie und ihre Belastungsmöglichkeiten, sowie ihre seelischen Bedürfnisse kennenlernen. Solange das nicht passiert, kann auch der schönste Text nicht wirken. Jesus fragte auch oft: „Was willst du?“ Ohne dies wird den Menschen die Sichtweise für das Verstehen nicht bewusst, welche Glauben verlangt bzw. was ohne Glauben geschieht, nur eine menschliche Lösung mit leeren unbeantworteten Problemen und Leiden bleibt. Sogar beim Treffen mit dem lieben Gott lauert die materialistische, egozentrische Gedankenweise: „Wozu ist das gut für mich?“ Ohne Erkenntnis eröffnet sich uns das Geheimnis unseres Lebens nicht: „Ich werde geliebt“. Das gilt auch beim Lesen des Tagebuches. Selbst einer objektiven Kritik kann es an Objektivität fehlen und kann materialistisch sein, wenn sie den Sinn, „den Lichtstrahl“ dahinter nicht erkennt: Jesus sehnt sich nach uns!

 

Das sagt der Herr im Tagebuch mehrmals, wenn Frau Elisabeth allein in der Kirche sitzt, wo die Liebe von so vielen allein gelassen wird: „Ich sehne mich nach der Liebe der Menschen“… Vor Ihm wird mir plötzlich klar: Ich werde geliebt. Nach so vielen freudigen, mit dem Herrn gemeinsam mit Gebet verbrachten Stunden, können andererseits wieder leere Stunden vergehen, denn ich muss erst die alltäglichen Schritte der „Erwiderung der Liebe“ lernen. Genau das bringt uns das Tagebuch genial bei: Immerzu gemeinsam gehen, gemeinsam denken, mit Jesus gemeinsam fühlen.

 

Frau Elisabeth kam an die Grenze ihrer menschlichen Belastbarkeit, an die Grenze des Gebetes und wird vom Herrn angesprochen. Zuerst passiert es im Sinne der Sehnsucht, indem sie an das beispielhafte Leben eines alten Karmelitermönches denkt, dann während der Anbetung des Heiligen Sakramentes. Die Offenbarung passiert tatsächlich, sie ist nicht Folgeerscheinung einer psychisch labilen Seele. Das bestätigt Dr. Zoltán Kovács in seiner Stellungnahme über das Tagebuch.

 

Wenn ich den Glauben von Frau Elisabeth, ihre Moralwerte, ihre Fortschritte in der Askese, ihren Gesundheits- und psychischen Zustand, den Inhalt und die theologischen Zusammenhänge der Mitteilungen bezüglich der Liebesflamme in Betracht ziehe, stelle ich fest, dass die „Allocutionen“ authentisch sind, deren Wahrnehmungen nicht subjektiv sind (pathologische oder krankhafte Wahrnehmungen, die der Objektivität entbehren), sondern sie sind höchstwahrscheinlich Folgen wahrhafter Ereignisse.

 

Der Inhalt der Offenbarungen sowie die weltweite Verbreitung der Bewegung Liebesflamme zeigt, dass die Mitteilungen bezüglich der Liebesflamme nicht nur die Sympathie der Gläubigen gewonnen haben (placita fidelium), sie bewegten auch das „Sensus fidei“, das eine der legitimsten Quellen der Theologie ist, das in Zukunft für das „consensus Ecclesiae“ eine sichere Basis bilden kann.“

 

In meinem Buch zitiere ich mehrmals Tibor Begyik, einen guten Bekannten von Frau Elisabeth, mit dem sie Ungarn bereiste, um zivile und geistige Gemeinden aufzubauen.

 

Die Zitate in meinem Buch aus dem Tagebuch und aus der Bibel stehen in Anführungszeichen, damit der Unterschied zu meinen Gedanken zum jeweiligen Thema klar zu erkennen ist.

 

Viele Kranke sehnen sich in ihrer Einsamkeit nach einfühlsamen Worten, Ermutigungen, wie sie ihr Leben und Leiden dem lieben Gott opfern können. All das finden sie in der Bewegung Liebesflamme! Es kommen manchmal junge Leute zur Beichte und sagen: „Ich kam, denn etwas trieb mich her!“ Man fängt oft ohne organisierte Vorbereitungen eine Arbeit an! – für deren Fortsetzung braucht es aber auch Verantwortung. So kommt es vor, dass Kinder, welche mit den Eltern Auto fahren, diese darum bitten, den Rosenkranz zu beten. Es erscheinen laufend neue Publikationen und in Budapest füllt man jeden 3. Dienstag die Liebesflamme-Kapelle, um dort gemeinsam für die Familien zu beten. Landesweit werden eintägige Liebesflamme-Tage organisiert, nicht nur in Kirchen sondern auch in Kulturhäusern.

 

Gott ruft uns zum „Frühlingsfest“. Die Knospen der Bäume beinhalten schon das Blattwerk, die Blüten und die Ernte des nächsten Jahres. Worauf warten wir noch? Die Völker Europas und der ganzen Welt können durch den Rosenkranz erbauende Geschenke des Herrn und seine reiche Gnade entdecken.

 

Worauf warten wir noch?

 

 

 

1. IN DER SCHULE VON JESUS

 

Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen, er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen, er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. (Psalmen 23.)“

 

Als Widmung kann man sich nichts Schöneres und Netteres über den Guten Hirten und die uns helfende Jungfrau Maria vorstellen, als die Worte des Psalms im Lichte der Gegebenheiten unserer Geschichte, Kultur und unseres Glaubens. Die Jungfrau Maria hat sich uns verpflichtet, indem sie uns stets beisteht. Nach dem Heiligen König Stephan und dem Heiligen Emmerich wählte sie erneut uns im 20. Jahrhundert: „ Euer Land hat der Heilige König Stephan mir geweiht und ich habe ihm versprochen, seine Bitte und die der ungarischen Heiligen im Herzen zu tragen. Ein neues Mittel möchte ich euch in die Hände geben. Ich bitte euch, nehmt es an und habt Verständnis dafür, denn ich schaue traurigen Herzens auf euch herab…“ (I.37) – sagt die Jungfrau Maria im geistigen Tagebuch der Liebesflamme.

 

0.1. Wie Jesus sich zeigt

 

Jesus erweist uns gegenüber im Tagebuch der Liebesflamme eine besondere Vertrautheit. Wie aufmerksam seine kurzen Sätze doch sind! Es sind die Worte des Höchsten Gottes, der die Welt erschuf, Worte, die an uns alle, an jeden Menschen, die nur Staubkörner sind, gerichtet sind. Wir könnten seine Zärtlichkeiten uns gegenüber weder erfinden noch könnten wir ihm so etwas zumuten. Lassen wir also diese liebenden Worte in unser Herz eindringen! Die Liebesflamme ist Gott selbst, der glücklich ist, wenn wir Ihn in uns tragen. Wie interessant unser Leben werden kann, wenn wir das Treffen mit Jesus in uns zulassen, es uns bewusst wird und wir dem Endlosen eine Antwort geben können!

 

Die kurzen Sätze, mit denen Jesus Frau Elisabeth oft angesprochen hat und uns auch anspricht, berühren mich zutiefst. Zu uns spricht der Höchste Gott, der kein Megaloman, sondern zärtlich wie eine Mutter oder wie ein starker, einfühlsamer Vater ist: „Vergiss nicht, dass ich dich in deinem kleinen Zimmer erwarte, denn ich dürste nach deiner erfrischenden Anbetung und deiner Versöhnung!“ (III/177)

 

Es ist eine liebe und zutrauliche Einladung in eine kleine Kammer. Frau Elisabeth überließ nämlich in dem großen Familienhaus alle Zimmer ihren verheirateten Kindern, sie selbst zog in ein kleines Häuschen, hinten im Garten, das kaum ein paar Quadratmeter groß war. Sie machte das gerne für ihre Kinder, hatte keinen Zorn oder Bitterkeit in ihrem Herzen und Jesus teilte diesen Ort mit ihr. Er erwartet sie dort mit Freude. Die ganze Zierde dieses Zimmers macht das erfrischende Gebet und die Versöhnung mit Jesus aus. Braucht ein Heim schon mehr?

 

Schätze mich! Denn die göttliche Liebe schätzt und ehrt dich auch“ – sagt Jesus einmal zu Frau Elisabeth. (III/194) Den Herrn schätzen – das muss man lernen!

 

Diese Aufforderung ruft uns zu einer zu erfüllenden Aufgabe auf, wir müssen unsere Berufung ernst nehmen. Ich muss darauf mit Würde antworten: Ich muss sie und meine Mitmenschen beachten und das muss ich mit Liebe tun, in dem ich die anderen verstehe, sie akzeptiere, sowohl im Gebet wie auch im Alltag. Das rückt meine Menschlichkeit und meine Beziehung zu den anderen ins rechte Licht. Fehlt nicht genau das in unseren Beziehungen?

 

Meine Liebe, wir zeigen beide gemeinsam Dankbarkeit, nicht wahr? Die Gedanken von uns beiden sollen eins sein!“ (III.196)

 

Dankbar sein – viele versäumten es auch unter denen, die Jesus heilte. Dann rief man in der Menge Barabbas. Dankbarkeit führt zu Selbständigkeit, Freiheit, zu Treue zu den Werten, sogar zur persönlichen Einheit mit Jesus.

 

Übergib dich halt auch weiterhin den Forderungen meines göttlichen Gefallens“ (III.192)

 

Jesus beklagt sich über die Frommen, die am Ende ihres Gebetes mit sich zufrieden sind, die aber bei ihrer Arbeit in ihrem Alltag ganz anders als in ihren Gebeten vorgehen. Der Grund dafür sind die Sozialisation und die schlechten Gewohnheiten… Sie suchen nach Frieden (das ein Gottesgeschenk ist), beginnen immer wieder erneut zu beten, verlieren aber dabei die Fähigkeit des Zuhörens, vergessen, wie man den Rosenkranz bewusst betet, nämlich darüber nachdenkt. Schließlich vergessen sie, wie man sich Gottes Lehren anpasst. Das Ziel der Konzentration beim Beten ist – wie es im Tagebuch heißt – Gottes Worte wahrzunehmen. Der Himmlische Vater hört sich wie die Muttersprache an: „Das ist mein geliebter Sohn“ (Mt.3, 17)

 

Komm nur, komm! Ich kann deine Ankunft kaum erwarten! Je mehr und größer das Opfer, das du bringst, desto glücklicher wirst du. Glaube mir, ihr könnt Gott Freude bereiten!“ (III/1.89)

 

 

 

0.2. Die Wiederherstellung unseres Gottesbildes

 

Wir wissen ja klugerweise, dass wir Gottes vollkommene Freude nicht steigern können, sie kann nicht vollkommener werden. Obwohl Gottes Compassion (Miteinanderleiden/mit uns leiden) sich nicht nur auf unsere Leiden sondern auch auf unsere Freuden bezieht. Das befreit uns von der allumfassenden Traurigkeit, von der schlechten Laune, die einen ermüdet. Die Mutter und der Vater wollen uns eine Freude machen – Gott ist ja der VATER! Wenn uns das bewusst ist, werden wir Freude ausstrahlen, die Leute werden wagen, uns anzusprechen, denn sie werden keine Angst mehr vor uns haben!

 

„…Während wir miteinander sprachen, erfüllte mich ein inniges Gefühl.“ (II.48)

 

Wir haben Angst vor der Askese, wir übertreiben sie nicht, wir berufen uns auf unsere Nüchternheit. In Wahrheit wollen wir in diesem Fall unserer Umgebung entsprechen und lassen aber Jesus alleine. ER wiederum will uns zu sich einladen und wir können nicht erleben, welch schönes Gefühl das ist! „Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist.“ (Mt. 19,11). Jesus will sich mit uns vor dem Heiligen Sakrament treffen, dadurch können wir seine Gnaden erfahren, annehmen und uns dafür bedanken.

 

Die uns während langer Zeit aufgezwungenen atheistischen, weltlichen Bemerkungen und Sichtweisen sind in unseren Gedanken dermaßen fixiert, dass wir ein falsches Bild vom lieben Gott haben. Deshalb ist für uns die Meinung anderer so wichtig. Doch wenn wir Gott innerlich in Liebe begegnen, können wir uns von diesen Meinungen loslösen und sind im Stande, selbständige, freie Antworten zu formulieren, die der Liebe entsprießen. Die Qualität unseres Bewusstseins, unserer Denkweise sowie unserer menschlichen Beziehungen verbessern sich, unsere seelischen Wunden beginnen zu heilen. Diese persönliche Entwicklung wirkt auf alles ein, und strahlt von unserer Familie bis zu unserer in der Gesellschaft eingenommenen Rolle aus. Deshalb ist der Glaube keine private Angelegenheit, sondern ein auf alles erstreckendes Geschenk! Es ist nicht wie in einem System von außen, in dem die Person nicht zählt und nur das Eine wichtig ist, nämlich dass alles funktioniert. Und wenn jemand nicht mehr kann oder von der Bildfläche verschwindet, dann gilt das Prinzip: „Bitte um den Nächsten“ – und alles kann wieder weitergehen.

 

Gott spricht jeden seiner Schöpfungen an und lädt sie im Sinne der Dreifaltigkeit zu einer Liebesgemeinschaft ein, wo jeder Würde und das ewige Leben besitzt. Die qualitative Beziehung dieser Gemeinschaft ist die Liebesflamme. Sie baut die einzelnen Menschen, aber auch die ganze Gesellschaft auf. Sie beginnt von Grund auf; zuerst baut sie die einzelnen Personen, dann die Familien der Liebe, dann eine Gemeinschaft auf, alles, laut göttlicher Liebe. Sie baut einerseits hier auf der Erde eine gerechte Gesellschaft auf, andererseits das ewige Leben der einzelnen Personen, die heilige Gemeinschaft, die von Gott geweiht wird, schließlich nehmen wir Ihn selbst auf. „Gottes Reich ist unter euch“, verkündetet Jesus die freudige Nachricht. Wer Augen hat, der sieht, dass dies kein utopisches Reich ist. Es gehört Christus und denen, die sich um Ihn versammeln.

 

In den Sakramenten begegnen wir IHM, so wird unsere Persönlichkeit vervollkommnet. Maria lebt in IHM, sie bietet IHN uns wiederum an, damit unser Leben in IHM existiert. Wenn wir persönlich auf materialistischer Basis zweifeln, werden wir zweifelsüchtig oder weil wir Macht haben, verleumderisch. Wer sich dagegen in einer urteilsfreien Haltung informieren will, stellt offene Fragen, genauso wie es Jesus und der geheilte Blinde im Johannesevangelium tat: Jesus sagte zu ihm:„Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder.“ (Joh. 9, 36)

 

So ist das Reich Gottes: Ein persönliches Treffen mit Gott – und so wie Maria Ihn in sich trägt und in ihren Armen hält.

 

Jesus ist aus Freude unter den Menschen Fleisch geworden. Auf der Erde erlebte er die verschiedenen Variationen der Ablehnung. Unsere Entscheidung für Jesus ist ähnlich, denn sie bedeutet Freude für uns, wir werden aber in unserer unmittelbaren Umgebung oft nicht verstanden. So ist nach dem Freudegefühl das Mitleiden von Christus zu verstehen, der als Gott nicht leiden darf aber als Menschensohn schon. Die Bedeutung der Compassion weitet sich in diesem Sinne aus: Jesus erkennt unsere Leiden und nimmt diese an! Eben wegen des Übernehmens unserer Leiden schreibt Frau Elisabeth im geistigen Tagebuch der Liebesflamme: „Er erlitt entsetzliche Schmerzen wegen der für immer verlorenen Seelen.“ (I/88).

 

Das ist für Ihn genauso, wie für uns der Liebeskummer.

 

Wenn wir in diesem Sinne an das Leiden Jesu denken, verstehen wir leichter, warum er uns bittet, dass wir im tiefsten Herzen die Sehnsucht erwecken sollen, die Seelen zu retten: „Durch deine Sehnsucht rette die Seelen! Du weißt, dass es drei Arten der Taufe gibt, die Wasser-, Blut-, und Sehnsuchtstaufe. Diese sind für die Rettung der Seelen auch die drei Retter. Aus Meinem Heiligsten Herzen sind auch Wasser und Blut geflossen, und eine mächtige Sehnsucht strömte daraus euch zu. Weißt du, was Sehnsucht ist? Sie ist ein geeignetes, einfühlsames Mittel, welches auch der unbeholfenste Mensch besitzt. Sie ist ein wundervolles Mittel für die Seelenrettung. Wichtig ist, seine Sehnsucht mit Meinem aus Meinem Herzen fließenden Heiligen Blut zu vereinen. Meine Tochter, steigere deine Sehnsucht, damit kannst du viele Seelen retten.“ (I.88)

 

Das Gottesbild ist kein mühseliges Werk unserer Phantasie sondern die Akzeptanz der Wahrheit. Die Sehnsucht bestaunt mit sensiblen Empfinden das größte Werk der Liebe: Die Kreuzigung Christi, das Opfer für die ganze Welt. So vereint sich die Sehnsucht mit dem aus dem Herzen fließenden Heiligen Blut.

 

Die Vereinigung ist unsere Arbeit – mit Seiner Hilfe.

 

Wer kann das verstehen? „Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen. Und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.“ (Kor.1.26-29).

 

Das ist mehr als ein ethisches Verhalten. Wir messen uns aber nicht mit unserer Vollkommenheit sondern mit den tatsächlichen Normen in der Welt: Und das ist das Opfer der Liebe. Das verlangt ein Benehmen, das einen Gläubigen auszeichnet. Wir müssen über unseren eigenen Schatten springen.

 

0.2.1. Jesus bringt uns die Adoration/Anbetung bei

 

Als ich nach der Anbetung nach Hause ging, begann Er zu sprechen: Es hat dir doch meine Aufmerksamkeit dir gegenüber gut getan, nicht wahr? Wem sonst sollte ich einen Gefallen tun, wenn nicht dir meine kleine Schwester und all denen, die auch mir einen Gefallen tun. Ich freue mich, wenn du zu mir kommst, um mich anzubeten und um dich mit mir zu versöhnen, so vermindert sich die Kränkung, die wir dem Himmlischen Vater antun.“ (III.197)

 

Frau Elisabeths Gedanken und Sehnsüchte kreisen ungezwungen um ihren „lieben Gott“. Wie auch bei Maria:“ Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen“ (Lk. 2.51) In den Lehren Jesus‘ gewinnt der Gleichschritt mit der Gnade göttliche und väterliche Perspektiven. Die Begegnung mit Gott könnte unsere Zeit bereichern und wir könnten viele Seelen retten, wenn wir unsere Zeit (für TV, Internet und für andere geistige Drogen) nicht vergeuden würden.

 

0.2.2. Sich auf Gott abstimmen und in Ihn versinken

 

Siehst du, so gefällst du mir! Du fragst, warum? Bemühe dich nur! Du weißt, was dir dein Schutzengel sagte: Steigere in dir die Anbetung und Huldigung gegenüber Gottes hl. Majestät. Durch deinen Vorsatz, in jeder Stunde Gewissensforschung zu halten, wird deine Seele immer dazu angehalten, in Gott versunken, in seiner Anbetung zu leben. Die Huldigung Ihm gegenüber wird sich auch in großem Maße steigern. Dieser Vorsatz verlangt noch tiefe, innere Sammlung: Aber in der Liebe gibt es nichts Unmögliches. Dafür habe ich genügend Beispiele gegeben.“ (III.121).

 

Jesus lehrt Frau Elisabeth wie sie Ihn anbeten soll, er lehrt sie Abstimmung, Huldigung und Versinken. Dadurch wird alles selbstverständlich, lebensnah, das alles wird in den Alltag integriert. Eben diese Erneuerung, die sich auf alles erstreckt, können wir von Maria lernen.

 

0.2.3. Mit Jesus im Alltag

 

Als ich nach Hause kam, war ich während meiner Hausarbeit ganz in Ihm versunken“. (II.839).

 

Diese Textstelle stimmt mit den Worten des Heiligen Paulus überein: „Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.“ (Röm. 8.23). Paulus beschäftigte sich nach seiner Bekehrung jahrelang in seiner Heimatstadt, in Tarsus, mit dem Weben von Zelten; und er tat es unscheinbar unsichtbar?, weit weg von den Geschehnissen der eben entstehenden Kirche. Doch seine Briefe zeugen davon, wie viele Gedanken er sich dazwischen über Jesus machte und wie oft er Ihn pries. In seinem Herzen war er bei Jesus daheim, wo es weder Landschaften noch Hauptstädte noch Entfernungen gibt.

 

Was Paulus in Tarsus tat, das machte Frau Elisabeth in ihrem Heim in Pest,– und wir alle können dasselbe während der Verrichtung unserer Hausarbeiten tun.

 

Jemand hat mich einmal gefragt: „Darf man während der Arbeit Kirchenlieder pfeifen?“ Man darf! Die Melodie trägt auch die Noten, den Text und die Stimmung in sich, sie vergegenwärtigt sie. Warum wäre also diese Gelöstheit eine Sünde?

 

An einer anderen Stelle lesen wir im Tagebuch der Liebesflamme: „In der Straßenbahn sprach ich auch mit Ihm.“ (II.111).

 

Der Weg zum ständigen Gebet: „Betet ohne Unterlass.“ (vgl. Tess.1.5, 17) beginnt damit, dass man jeden Augenblick (sei es beim Warten im Geschäft, beim Spaziergang oder beim Autofahren) mit Gott verbringt, also man soll betend arbeiten. Nach dem Üben kann dies in unserem Leben zu einer Praxis werden. Wenn man ein gewisses Niveau beim Beten erreicht hat, wird man für Gott zu einer natürlichen Freudenquelle und man wird an seinem Schöpfer hängen, wie ein Kind an seinen Eltern hängt. Der Doppelgewinn der Versöhnung sind die Eigenversöhnung und die Rettung der Seelen. (Tibor Begyik)

 

Die Worte von Paulus stimmen mit dieser Aussage überein: „ Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ (Röm. 8, 15-16).

 

Wenn wir fähig sind, mit Gott immer und überall über unsere Gefühle, Sorgen und Freuden zu sprechen, ist das Gebet keine Verpflichtung mehr, sondern Vertrauen selbst. Man kann sogar sagen, es ist ein Niveau, auf dem wir den Unsichtbaren Ewigen Gott erblicken!

 

0.2.4. Mit Gott, auch wenn wir Launen/Grenzen haben

 

Bist du müde? Erschöpft? Durch unsere Gemeinsamkeiten, unser Zusammensein, gebe ich dir neue Kräfte, du sollst mir nur treu dienen und das wünsche auch den anderen.“ Während meiner Arbeit dachte ich nur an seine Worte. Seine Bitte, Ihm treu zu dienen, wurde zu meinem Gebet. Ich bat Ihn: Mein geliebter Jesus, nimm mich in meinem Elend auf und hilf mir, dass ich dir wirklich treu diene und dass dies auch andere tun können.“ (III.177)

 

Durch Übung konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Frau Elisabeth erlebt ihr Elend. Durch Übung kann man von der Erkenntnis des eigenen Elends Abstand halten sowie die Schwerfälligkeit des ständigen Stolperns überwinden. Gott beschenkt damit Frau Elisabeth genauso wir uns auch.

 

Anderswo lesen wir im Tagebuch: „Meine liebe Elisabeth! Staune nicht darüber, dass ich dich liebkose, nimm meine liebkosenden Worte nur an. Das sind bei dir keine Einbildungen. Deshalb schlug vorhin mein Herz in deinem Herzen, damit du dir sicher bist. Schöpfe aus meinen Überschwenglichkeiten noch mehr Kraft.“ (III.188).

 

Die Freude darüber, dass Gott anwesend ist, lässt uns den richtigen Stellenwert unseres Berufes, unserer Berufung verstehen, nämlich den unersetzbaren Wert, den uns Gottes Anwesenheit bietet. Diese von oben herabströmende Gnade können wir als Wahrheit erleben. Die Gaben sprechen für sich, wir erleben die Freude und erkennen die Wahrheit in uns. Wenn wir erkennen, dass Gott bei uns weilt, ist das eine Heilung für unsere seelischen Wunden. Die Kontinuität der Dankbarkeit preist das Geschenk der Erlösung, was gleichzeitig die Grundhaltung unserer Neuschöpfung ist. Dies entspricht nicht unserem Ego, denn es fordert uns zum Verlassen unserer Gewohnheiten, zur Selbsthingabe auf.

 

Du glaubst doch, dass ich dich sehr liebe? Die heftigen Schmerzen der vergangenen Tage, die du für mich und mit mir erduldet hast, zeugen von meiner ständigen Liebe“ (III.187).

 

Die Annahme der Liebkosung ist für Frau Elisabeth wichtig, damit die heftigen Schmerzen ihr Blickfeld nicht einschränken, und sie weiterhin glauben kann. Das ist ein Akt, d.h. geistige Arbeit und eine willentliche Entscheidung, die zur Selbsterziehung führt, sowie die zu der von Gott ermutigenden, positiven Gedankenweise gehören. Jesus baut darauf auf und das hilft uns, uns zur Treue und Liebe Jesus gegenüber zu verpflichten.

 

0.3. „Nimm diese Flamme“

 

Der Schlüsselsatz im Tagebuch der Liebesflamme ist folgendes: Die Heilige Jungfrau Maria spricht zu Frau Elisabeth und sagt „Meine Tochter, nimm diese Flamme, die ich das erste Mal dir überreiche. Das ist die Liebesflamme meines Herzens. Entzünde damit deine Flamme und gib sie weiter!“ (I/38).

 

Gábor Rónai SJ hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass sich dieses Entzünden auf die Person der Heiligen Jungfrau Maria bezieht, ihre Person ist es, die diese Flamme entzündet. Es ist also ein persönlicher Akt, eine Verpflichtung. So reichen wir die Liebesflamme jedes Jahr am 2. Februar feierlich in der Heiligen Messe weiter, in dem wir vielerorts im Lande von der Osterkerze viele Kerzen entzünden. So können wir die Liebesflamme zu Hause unseren Familienmitgliedern überreichen, bevor sich diese, zum im Sinne der Liebesflamme gesprochenen Gebet, versammeln. So kann jeder die Liebesflamme weiterreichen, damit sie in der ganzen Welt verbreitet wird, von Herzen zu Herzen, sanftmütig.

 

Meine kleine Tochter, ich lasse dich zuerst die mächtige Kraft spüren, die ich zur Verblendung des Satans starte. Ich teile mit dir bis zu deinem Tode die Sorgen meines Herzens. Die Liebe deines mitfühlenden Herzen macht dich dessen würdig, dass du die Liebesflamme weiterreichst. Wer mit mir fühlt, empfängt die große Gnade, mit der wir die Seelen vor der ewigen Verdammnis retten.“ (III.140).

 

Mütter können mit Müttern fühlen. Maria fühlt mit den leidenden Müttern, die nächtelang wachen, weil sie sich Sorgen um das Wohl ihrer Kinder machen. Sie bringt die Gebete dieser Mütter vor den Herrn und gibt ihnen das Geschenk Gottes, die Liebesflamme. Die Tränen der Heiligen Monika brachten ihren Sohn, Augustinus zurück. Die Heilige Rita bekehrte ihren trunksüchtigen Ehemann. Edith Steins Opfer für ihr Volk, für die Auserwählten und für die Deutschen wurde in Auschwitz vollbracht. Aber auch das aufgeopferte Leben der zahlreichen Männer, der Märtyrer in der Geschichte von einst und heute wird von Gott angenommen und gewürdigt. Das unlösbare Elend der Menschen und der Welt erfährt Erlösung durch das stellvertretend angenommene Kreuz Christi.

 

Durch dich will ich die grenzenlose Liebe meines mütterlichen Herzens und die daraus entstehende Sorge zum Ausdruck bringen, die ich wegen der Gefahr des Verfalls der Familien, die die ganze Welt bedroht, empfinde. Meinen mütterlichen Hilferuf richte ich vor allem an euch und mit euch vereint, will ich die Welt retten.“ (III/140).

 

0.4. Die Verknüpfung der Botschaften der Liebesflamme zu Fatima

 

Marias Liebe zu uns zeigt sich auch in der Offenbarung von Fatima. Die Jungfrau Maria erschien 1917 den drei kleinen Seherkindern so, dass aus ihrem Herzen ein heller Lichtstrahl ausging. Laut Aussagen der Seher verlieh ihnen diese Erscheinung eine außerordentliche Freude und ein Gewahrwerden ihrer Liebe, sie hatten das Gefühl, als ob sie sich selbst im Herzen Marias befanden.

 

Maria bittet uns, den Rosenkranz zu beten, sie bittet uns um Versöhnung, um Gebet und darum, Opfer zu bringen. Die Fortsetzung dieses Dienstes, der nach einer Wandlung der Herzen verlangt, erfährt erneut in der Liebesflamme eine Offenbarung.

 

Diese Botschaften und Offenbarungen stammen von Gott, deshalb hängen sie unmittelbar zusammen. Im Gebet können wir die Wahrheit dieser wunderbaren göttlichen Liebe erahnen und erleben. Das veranlasst die Familien dazu, dass sie einander verzeihen und wieder von vorne anfangen. Sie schenken einander wieder Vertrauen. Durch eine neue Sichtweise klären die Ehepartner die Missverständnisse der früher schief gelaufenen Gespräche, sie wagen es, ihre Gefühle voreinander zu zeigen und statt Moralpredigten auszuteilen, helfen sie einander.

 

Ich durfte viele Zeugnisse solcher Ehepaare erleben. „Ich will mit euch zusammen die Welt retten“ – sagte die Jungfrau Maria. Auch Gott bittet uns, zusammenzuhalten. Das ist das Entkommen. Das Eingreifen Gottes wird gegenwärtig und das ist die Rettung der Menschen und der Welt.

 

0.5. Wozu ladet uns die Botschaft der Liebesflamme ein?

 

Von den Geschöpfen der Welt, kann die Jungfrau Maria, an der von Gott hervorquellenden Glückseligkeit, am vollkommensten und ohne Unterlass teilhaben: an seiner Verklärung (Metamorphose).

 

Dem Menschen Maria tut es weh, dass sich die Leute wegen ihrer Sünden von Gott abwenden. Sie sieht auch, wie unglücklich wir sind und uns unserer Möglichkeiten gar nicht bewusst sind, obwohl die Menschheit durch die Liebesflamme eine neue, unwiederholbare Gnadenflut zur Bekehrung bekam:

 

Die Jungfrau Maria sprach erneut: „Meine kleine Tochter, ich breite die Liebesflamme meines Herzens auf jedes Volk und jede Nation aus. Nicht nur auf die, die der Kirche angehören und durch die Taufe in die Kirche aufgenommen wurden, auch auf die Seelen der Ungetauften!“ (II/119).

 

Das ist das weltweit größte Werk der Liebe. Es ist nicht bloß eine Andacht für uns selbst, es ist Gottes Plan, der Mut und Opfer verlangt.

 

Im Tagebuch gibt die Jungfrau Maria auf die Frage von Frau Elisabeth folgende Definition: „ Die Liebesflamme meines Herzen ist Jesus Christus selbst!“ (I/107). Wer das erkennt und versteht, kann mit der Einladung des Herrn rechnen: „Dein ganzes Leben soll eine einzige Sehnsucht sein, Sehnsucht nach dem Opfer, Gebet und danach, dass du in meinem Erlösungswerk helfen kannst.“ (I/60). „Ihr sollt an meinem Erlösungswerk teilnehmen! Das soll das höchste Ziel eures Lebens sein, denn das ist das einzige Geschenk, das ihr mir geben könnt. Nutzt jede Gelegenheit aus, um Seelen zu retten! Darauf sollt ihr hinarbeiten! (III/144).