3.4. Die zweiten Zwölf: Die erwählten Priester

 

 

 

Im Tagebuch ist nachzulesen, dass Jesus namentlich 12 Priester auswählte. Zurzeit leben nur mehr zwei von ihnen. Es ist unsere Verantwortung, dass wir ihr Werk fortsetzen, deshalb beziehen sich folgende Worte von Jesus auf uns: „Ich bitte die ´Bewohner der Ordenshäuser´, die in Stille mit viel hingebungsvoller Liebe sich im ganzen Lande missionarisch betätigen, die ´Ersten´ bei der Verbreitung meiner Liebesflamme, bzw. bei ihrer Übergabe zu sein. Ihr Einsatz ist herzergreifend….“ ……„Wenn die zwölf Priester vereinigt sein werden, soll zur gleichen Zeit die Andacht in zwölf mir geweihten Kirchen beginnen. Die Kerzenflamme, die sie während der Andacht erhielten, sollen sie nach Hause nehmen und damit die Andacht zu Hause beginnen. Wenn euer Eifer von Dauer ist, werde ich getröstet sein“. (I/41. -15.4.1962). Diese Übergabe erfolgt jedes Jahr am 2. Februar zu Mariä Lichtmess, was gleichzeitig das Fest der Liebesflamme ist.

 

 

 

Jesus wählte seine zwölf Apostel nach einer Nachtwache aus. Er zog sich auch später oft zurück, um zu beten. Wir können gar nicht erfassen, welchen Wert die Opfer der Menschen für uns haben, wenn wir diese Opfer, die uns angeboten werden auch annehmen. Die Gnade dieser Opfer dient dazu, dass wir eine innere Klarheit für unsere Berufung in der Welt erhalten und klar entscheiden können. So entsteht eine seelische Familie, inner- und außerhalb der Zwölf.

 

 

 

Wenn man über die Leiden Christi nachsinnt, trifft man auf die göttliche Liebe, die über allem steht und einen jeden rettet. Das bedeutet keine Last für uns. Die Liebe entsprießt aus der Einladung Gottes an uns und ist fruchtbar. Die Anbetung ist ein erhabenes Erlebnis, eine unvergleichbares Staunen, Freude, Trost – währenddessen uns unsere Schwäche bewusst wird.

 

 

 

Die nächtliche Gebetswache opfere für die zwölf Priester auf. Versenke dich in meine Leiden, wie ich Blut geschwitzt habe, gemartert wurde, den dreistündigen Kreuzestod erlitten habe. Große Seelenkraft wirst du daraus schöpfen.“ (I/35. – 10.4.1962).

 

 

 

Wie oft hielt Jesus auf der Erde nächtliche Gebetswache! Auch der Heilige Dominikus verbrachte regelmäßig die Nächte vor dem Altar im Gebet. Die Gebete von Filippo Neri vor der Eucharistie sind berühmt. Die Schwestern von Mutter Teresa von Kalkutta beginnen ihre mühselige Arbeit erst nach einer Anbetung vor der Eucharistie. Bekannt sind auch die nächtlichen Gebetswachen von Johannes Paul II. Das alles zeugt vom Innenleben der Liebe.

 

 

 

Frau Elisabeth musste neben ihrer Arbeit in der Familie auch noch vor der Eucharistie beten und zusätzlich für die Priester Opfer bringen. Jesus bittet sie: „Verbringe vier Stunden vor mir! Mit besonders großer Andacht bete mich an. Leiste Sühne für die gegen mich gerichteten Beleidigungen… Das strenge Fasten und auch die nächtliche Gebetswache opfere für die zwölf Priester auf!“(I/34. – 10.4.1962).

 

 

 

3.4.1. Das Innenleben der Liebe

 

 

 

…„Nur jene werden gegen den großen Sturm aufrecht standhalten, die ihren Beruf, für den ich euch auserwählt habe wahrhaftig leben. Die große Gefahr, die jetzt gegen euch loszieht, nimmt durch die Erhebung meiner Hand seinen Lauf. - Gib meine mahnenden Worte weiter, sie sollen an jede Priesterseele gelangen. Meine im Voraus mahnenden Worte und strenge Bitte mögen euch aufrütteln! (III/160. -12.3.1964).

 

 

 

Wir sind versucht, in die Zukunft sehen zu wollen und alles im Voraus bestimmen zu wollen.

 

 

 

Unsere Beziehung mit Jesus hat keinen Informationswert, sondern ist die Anwesenheit seiner Liebe. Genau so lebte Jesus im Vater, in der Anwesenheit seiner Liebe, beim Letzten Abendmahl, und auch in den schwierigsten Phasen seines irdischen Lebens. Er litt und übergab sich uns als Opfer, die totale Hingabe der Liebe. Die Abschnitte unseres Lebens liegen in Gottes Hand.

 

 

 

Frau Elisabeth wurde auch von vielen Sorgen heimgesucht: “Zweifel quälten mich. Ist es sicher, dass mir das alles der Herr sagte? Während dessen gab mir der Herr einen klaren Befehl und schickte mich zu einem bestimmten Priester (K.). Ich ging nicht hin, denn mein Beichtvater wusste von diesem Befehl aber ich mache nichts ohne seine Einwilligung.“ (III/179. – 11.8.1964).

 

 

 

Dieser Fall zeigt, wie wichtig seitens des Beichtvaters das Fachwissen für die Unterscheidung der Seelen ist. Andererseits zeigt es, dass Frau Elisabeth nicht nach ihrem Kopf ging, sondern ihrem Beichtvater folgte.

 

 

 

Anderswo schreibt Frau Elisabeth im Bezug auf diesen bestimmten Priester: „Zu meiner großen Überraschung sah ich aber, dass der Priester zurückkam. Daraufhin war ich beruhigt. Also, die Bitte stammt von der Heiligen Jungfrau!“ (III/152 – 23.2.1964).

 

 

 

Der Liebe Gott kann auch schnell eingreifen, und das funktioniert nicht nur auf dem Niveau der Überlegungen theologischer Wahrheiten.

 

 

 

3.4.2. Die Verantwortung der Priester

 

 

 

Im Tagebuch steht auch, was Jesus von den Priestern erwartet. Ich finde, treffender könnte man es gar nicht formulieren: “Eine große Verantwortung tragen jene Personen, die dieses Gnadenwirken unverantwortlicherweise verhindern.“ (IV/29. – 10.4.1981).

 

 

 

Die Jungfrau Maria bat Elisabeth: „Pflegt keine passive Haltung gegenüber meinem heiligen Anliegen! Durch die wenigen, durch die Kleinen und Demütigen muss dieses Ausströmen der Gnade, das die Welt erschüttern wird, beginnen. Jeder, der diese Botschaft in die Hand bekommt, nehme dies als eine Einladung an, und niemand von euch möge sich darüber entrüsten oder sich entschuldigen. Ihr alle seid meine kleinen Werkzeuge.“ (III/132. – 2.12.1963).

 

 

 

Paulus sagt über die Kleinheit: „Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht! Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden! Seid untereinander eines Sinnes; strebt nicht hoch hinaus, sondern bleibt demütig!“ (Röm.12,14-16a).

 

 

 

Zum Anfang gebe ich euch Kraft, die trotz vieler Einwände und boshafter Hindernisse doch zur Geltung kommen wird. Für die vielen Einwände gegen unser heiliges Vorhaben von Seiten der mir Geweihten musst du viele Leiden durchstehen.“ (I/94. – 16.8.1962).

 

 

 

Die Anrede der „mir Geweihten“ sagt Jesus uns Priester mit großer Liebe, denn er war es, der uns alle eingeladen hat ihm zu folgen, obwohl er es auf verschiedene Weise tat. Trotz Einladung können wir Einwände und boshafte Hindernisse vorbringen. Der Herr erlebte das auch in seinem irdischen Leben und es tut ihm auch heute noch weh.

 

 

 

Die vielen Beleidigungen schmerzen mich. Am meisten schmerzt mich, dass auch die mir geweihten Seelen mich unbeachtet lassen. Sie haben keine Zeit für mich. Die für euch zur Verfügung gestellte Zeit benützt ihr für alles Mögliche, nur nicht für mich!“. (III/194. -9.10.1964). Das ist die Wurzel des Übels. „Ach, ihre einfältigen Seelen! Eine jede Minute vergeht, aber jene Zeit, die ihr für mich verwendet, geht niemals verloren, sondern schmilzt ein in die Ewigkeit, die von grenzenlosem Wert ist.“ (III/194. – 8.10.1964).

 

 

 

Was lassen wir alles nach unserem Tod zurück, was wir für unentbehrlich hielten. Die Erben werden sich darüber zerstreiten. Es ist traurig. Jesus lud uns zu Werten ein, die nie vergehen – auch im Tagebuch der Liebesflamme lesen wir: „Ja, über die für Gott verwendete Zeit werdet ihr leichten Herzens Rechenschaft ablegen können. Warum tut ihr nicht alles für Mich? Das ist doch so einfach! Dazu braucht man nichts anderes als eine reine Seele. Die Reinheit der Seele macht euch göttlich. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, ist in mir und ich in ihm. Vertieft euch in diese Worte! Wenn Gott in euch ist, warum solltet nicht auch ihr göttlich sein?“ (III/194. – 9.10.1964).

 

 

 

Wenn ihr nur viele wäret! Du, meine kleine Freundin, voller Freude schaue ich auf dich und dürste nach einem jeden deiner Worte, die meine Sehnsucht nach Seelen stillen. Tief habe ich meine Lehre in deine Seele eingraviert, meine Sehnsucht nach Seelen. Als ich am Kreuze hing, rief ich mit lauter Stimme aus: „Mich dürstet!“ Dasselbe rufe ich euch auch heute laut zu, besonders den mir geweihten Seelen.“ (III/180. – 18.8.1964).

 

 

 

Jeder Mensch unterscheidet sich voneinander. Was Jesus von Frau Elisabeth erwartet, macht aber für jeden Menschen deutlich, dass es die Reinheit der Seele ist, die der Rettung der Seelen dient. „Mach mir keinen Kummer und nimm es nicht übel, wenn ich dich mahne. Du weißt, dass ich es liebe, wenn meine göttlichen Worte dich immer in Bereitschaft finden. Auch eine Minute ist für mich viel, die du in Gedanken anderswo verbringst. Ich helfe dir, dass nur ich, und niemand anderer, deine Gedanken ausfüllt. Lass nicht zu, dass auch nur ein einziges Geschöpf uns beide trenne!“ (III/194. – 5.-7.10.1964).

 

 

 

Meine kleine Karmeliterin, bete den ganzen Rosenkranz und wohne einer – für ihn geopferten – Heiligen Messe bei, so kannst du dein Versäumnis wegen körperlicher Schwäche nachholen. Die leidende Priesterseele kommt vor Gottes Angesicht.“Wie oft höre ich euch aufseufzen: „O Mein Gott“ – Leider ist das nur eine Gewohnheit. Wie sehr schmerzt mich dieses gefühllose Stoßgebet, das eurer Gleichgültigkeit entspringt! Nicht so sollt ihr mich lieben! Besonders an die mir geweihten Seelen richte ich diese Worte! Kreuzigt euch durch ein aufopferndes und enthaltsames Leben. An euch liegt es, wie ihr die erhaltenen Schecks einlöst. Die im Gnadenstand lebende Seele kann sie überall einlösen. Der Wert ist nichts anderes als mein Heiliges Blut.“ (III/151. -22.2.1964).

 

 

 

Die Priester und die Gläubigen, die mit Frau Elisabeth zusammen im Untergrund evangelisierten und sich in kleinen und großen Gruppen zum Beten wie die ersten Christen trafen, teilten ihre Zeit, und opferten ihr Geld und ihre Hilfsgüter für die Gemeinschaft. Sie besuchte mit ihrer Sekretärin gemeinsam regelmäßig auch die Priester auf dem Lande. Diese Besuche bedeuteten viel Freude für sie, aber sie erfuhr auch Ablehnung. Dennoch wurde sie nie müde weiterzumachen. Bevor sie auf eine Frage antwortete, betete sie immer, damit bei ihr die Routine nicht Oberhand gewann. Wie wir später lesen werden, brauchte sie dazu im Hintergrund auch die Aufopferung und die Gebete der Freunde. Auch ein gewisses soziales Geschick und Feinfühligkeit benötigte sie zum Ausbau der Beziehungen.